Chemnitzer Brühl - Erfolgsfaktoren Akteursbeteiligung und energetische Sanierung
Der "Brühl-Boulevard" präsentiert sich als innerstädtisches, gründerzeitliches Quartier mit einer reichen Geschichte. Nach 1990 verlor das Viertel jedoch seine ursprüngliche Funktion als Wohn- und Einkaufsviertel, und bis zu 80 Prozent der Gebäude standen leer. In einem engagierten Schritt zur Wiederbelebung wurde der "Rahmenplan Brühl-Boulevard" auf Basis eines integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts erstellt. Dieser Plan zielte darauf ab, den Boulevard umzugestalten, die Gebäudesubstanz zu sanieren und das Quartier wieder mit Leben zu erfüllen. Als Sanierungsgebiet konnten private Investoren durch Steueranreize gewonnen werden, und das Gebiet profitierte über 10 Jahre erfolgreich vom Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren.
Instrumente der Beteiligung der Akteure vor Ort
Die Beteiligung der lokalen Akteure, darunter Bürgerinnen und Bürger, Wohnungsunternehmen, Gewerbetreibende sowie Künstlerinnen und Künstler, war essenziell für die Planung und Umsetzung. Das "Brühlmanagement" der Stadt intensivierte die Einbindung der Akteure und unterstützte selbstorganisierte Stadtteilfeste. Der "Brühlfonds" ermöglichte die Beantragung von Mitteln für zahlreiche kleine Projekte, und die Akteure beteiligten sich aktiv an den Karreekonzepten. Das "Brühlbüro" wurde als Plattform zur aktiven Teilhabe für jedermann geschaffen. Inzwischen engagiert sich der Verein BrühlBoulevard e.V. für die Weiterentwicklung des Stadtteils und fungiert als Bürgerplattform für den direkten Austausch zwischen Bürgern und Entscheidungsträgern.
Dank der Städtebauförderung, guter Konzepte, dem Brühlmanagement und der Initiative der Akteurinnen und Akteure vor Ort hat sich der Brühl in den letzten zehn Jahren zu einem beliebten Viertel entwickelt. Dort wird gern gelebt und gewohnt, kreativ gearbeitet oder Kunst und Kultur erlebt. (Michael Stötzer, Baubürgermeister)
Aufwertung des öffentlichen Raums
Der verkehrsberuhigte Straßenraum des Boulevards wurde aufgewertet und die erhöhten Podeste vor den Läden wurden barrierefrei gestaltet. Die charakteristischen Brühllampen wurden klimagerecht auf LED umgestellt, und die Kirschbaumreihen konnten als grünes Element erhalten bleiben. Ein energetisches Quartierskonzept führte zur Entstehung eines LowEx-Fernwärmenetzes, das durch ein Solarthermiefeld mit 10 Prozent Sonnenenergie gespeist wird. Dieses wegweisende Konzept weckte bundesweites Interesse und wurde als Pilotprojekt gefördert, nun dient es als Prototyp für die kommunale Wärmeplanung.
Kreative als Aufwertungspioniere
Die Städtebauförderung unterstützte die Sanierung von insgesamt 40 Gründerzeitgebäuden. Gemeinsam mit der städtischen Wohnungsgesellschaft GGG und den "Brühlpionieren" wurden mehrere Gebäude zu "Projekthäusern" umgestaltet. Hier entstanden Räume für Kreative, Genossenschaften und andere Interessengruppen zu niedrigschwelligen Preisen oder durch Eigenleistung der Nutzerinnen und Nutzer. Ein Alleinstellungsmerkmal dieser Projekthäuser ist nicht nur die großflächige, von lokalen Sprayern gestaltete Fassade, sondern auch der symbolträchtige Schriftzug "Zuhause", der mitten auf dem Boulevard prangt.
Im Quartierszentrum wurde eine Schule erfolgreich zu einem Musikkombinat umgebaut, das reichlich Platz für Studios, Ateliers, einen Radiosender und Proberäume bietet, die unter anderem von der Band Kraftklub genutzt werden. Kleine, kreative Unternehmen erhielten Unterstützung aus europäischen Programmen der Stadtentwicklung über den städtischen "Fonds für kleine Unternehmen".
Der "Brühl-Boulevard" hat sich zu einer begehrten Wohngegend entwickelt, in der nicht nur Familien, sondern auch die Studierenden der naheliegenden Universität gerne leben.