Modellprojekt "KORREKT bauen"
Das Modellprojekt „KORREKT bauen – KOstengünstig, Regional, REcyclingfähig, Klimapositiv, Transformativ“ wird im Rahmen der Förderung innovativer Modellprojekte zur Schaffung eines klimaneutralen und bezahlbaren Wohngebäudebestands in Dresden realisiert. Ziel des Vorhabens ist die Umsetzung eines nachhaltigen Baukonzepts, das ressourcenschonende Baustoffe mit innovativen Energietechnologien kombiniert und so eine klimapositive Gesamtbilanz erreicht.
Bauweise und Innovationscharakter
Das Gebäude wird in lasttragender Strohballenbauweise errichtet. Diese Bauweise bietet erhebliche Vorteile hinsichtlich der CO₂-Bindung und Ressourcenschonung. Stroh als Hauptbaumaterial ist regional verfügbar, nachwachsend und trägt durch seine wärmeoptimierte Bauweise zur Reduzierung des Energiebedarfs bei. Ergänzt wird das Konzept durch eine Bodenplatte, die mit Stroh ausgeblasen wird sowie eine Dachdämmung, die ebenfalls mit Stroh ausgeblasen wird
Die innenliegenden tragenden Wände werden in Holzbauweise errichtet, mit Lehmhanfplatten verkleidet und ebenfalls mit Stroh als Innendämmung ausgeblasen. Auf der Innenseite der DG-Decke werden ebenfalls Lehmhanfplatten zur Verkleidung eingesetzt.
Das Projekt nutzt Solardachziegel zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung, eine Wärmepumpe sowie einen neuartigen Salzspeicher zur Energiespeicherung. Zudem wird eine nachhaltige Wassernutzung durch eine Regenwasserrückhaltung mit Zisterne und Versickerungssystem integriert. Diese Kombination ermöglicht einen hohen Eigenversorgungsgrad und reduziert die Betriebskosten langfristig.
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Wiederverwendbarkeit der Baustoffe sowie die Vermeidung von End-of-Life (EoL)-Baustoffen, wie Gips als Trockenbauplatte und Anhydritestrich. Darüber hinaus gilt die Maxime einer „wassersparenden“ Baustelle, indem der Einsatz von zementgebundenen Baustoffen soweit möglich vermeiden wird. Der geplante Rückbau des Gebäudes ist zerstörungsfrei möglich, sodass nahezu alle Materialien erneut genutzt oder recycelt werden können. Dadurch wird der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes optimiert und ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Bauen geleistet.
Beitrag zur Klimaneutralität und Bezahlbarkeit
Durch die konsequente Verwendung nachwachsender Rohstoffe, die Reduktion von Primärenergiebedarf und den Einsatz regenerativer Energien wird eine deutliche CO₂-Einsparung erreicht.
Die Gebäudehülle ist energieeffizient konstruiert, wodurch der Heizenergiebedarf minimiert wird. Der Primärenergiebedarf beträgt rund 57 % des gesetzlichen Anforderungswerts nach GEG, der Transmissionswärmeverlust liegt bei 87 % des zulässigen Höchstwerts.
Das Modellprojekt verfolgt das Ziel, durch die Verwendung günstiger, regionaler Materialien und effizienter Bauweisen die Gesamtkosten des Wohnungsbaus zu senken. Langfristig soll ein Baukostenwert von 1.600 €/ m ² Wohnfläche erreicht werden. Eine besondere Herausforderung besteht derzeit noch in den individuellen Genehmigungsverfahren für die Strohbauweise, die das Bauen bislang verteuern bzw. verzögern kann.
Wissenstransfer und Skalierungspotenzial
Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse sollen über verschiedene Formate weitergegeben werden. Anvisiert sind:
- Workshops und Informationsveranstaltungen für Bauherren, Landwirte und / oder Handwerker und ggf. Erstellung eines Leitfadens für Landwirte zur Nutzung von Stroh als Baumaterial
- Erstellung eines Leitfadens für Architekten und Bauingenieure zur Planung mit nachwachsenden Rohstoffen - insbesondere Stroh als Baumaterial - mit dem Ziel der Sensibilisierung zu den negativen Auswirkungen bei der Verwendung von EoL-Baustoffen.
Weitergehende Informationen zu End of Life (EoL):