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Integrierte Stadt- und Gemeindeentwicklung

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(© Nilz Böhme)

Aue mit dem Wohngebiet Brünlasberg im Vordergrund. Fast jede sächsische Stadt hat ein Plattenbaugebiet aus DDR-Zeiten.

Der Brünlasberg im Erzgebirge: Luftaufnahme von langen Reihen von Plattenbauten unmitten von Wäldern.
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(© Mottobild des „Ab in die Mitte“ – Wettbewerbs 2021, Katrin Hussock)
Das Bild ist eine Zeichnung einer lebendigen Innenstadt mit Menschen, Läden und viel Interaktion in bunten Farben

Eine gemeinsame Aufgabe von Freistaat, Städten und Gemeinden

Die integrierte Stadt- und Gemeindeentwicklung ist gemäß Artikel 84 der Sächsischen Verfassung ein Kernstück der kommunalen Selbstverwaltung. Auf ihrer Grundlage wurden in den sächsischen Städten und Gemeinden seit der Wiedervereinigung tiefgreifende Veränderungen gestaltet und eine enorme Aufbauleistung vollbracht. Ohne Zweifel haben die finanziellen Unterstützungen der Europäischen Union, des Bundes und des Freistaates Sachsen in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Beitrag geleistet. Ausschlaggebend für das Erreichte ist aber vor Allem das Engagement Kommunalpolitik und der Bürger für lebenswerte Städte.

Die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen der Stadt- und Gemeindeentwicklung unterliegen einem stetigen Wandel, der immer wieder neue strategische Anpassungen erfordert. Diese sich ändernden Herausforderungen, die in jüngerer Zeit zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf die Probe stellen, muss die Stadtentwicklung im Zusammenspiel ihrer Akteure vorausschauend gestalten. Das sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung unterstützt die Städte und Gemeinden dabei mit strategisch ausgerichteten Förderprogrammen.

Welche Aufgaben ergeben sich zukünftig für die Stadt- und Gemeindeentwicklung im Freistaat Sachsen?

Unser Bundesland ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Netz aus hunderten Dörfern, kleinen und größeren Städten. Tatsächlich hat Sachsen aufgrund seiner besonderen Siedlungsgeschichte mit 419 Städten und Gemeinden eine im deutschen und europäischen Vergleich stark ausgeprägte Siedlungsdichte. Diese Realität birgt für die Zukunft viele Chancen. Dabei sind die vielfältigen Herausforderungen in den Regionen fernab der drei großen Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz bei der künftigen Stadt- und Gemeindeentwicklung im Freistaat besonders zu beachten.

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(© Nilz Böhme)
Roßwein in Mittelsachsen ist ein typisches Beispiel für die Vielfalt sächsischer Klein- und Mittelstädte.
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(© Nilz Böhme)

Der historische Marktplatz von Roßwein war früher ein Zentrum des Handels. Wie kann er heute mit Leben gefüllt werden?

Das Bild zeigt Roßwein von oben, aber ganz vertikal also Blick durch die Wolken. Man sieht Häuser, Straßen und einen Platz

Städte und Gemeinden müssen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig sein. Urbane Zentren sind schon immer Orte gewesen, in denen verschiedene Lebensentwürfe zusammentreffen und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen eine besondere Dynamik entfalten. Stadtentwicklung setzt deshalb eine integrierte Sichtweise auf die Herausforderungen unserer Zeit voraus.

Die Stadt- und Gemeindeentwicklung leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen indem sie zum Beispiel städtebaulichen Funktionsverlusten entgegenwirkt. Wenn es ihr gelingt, neue Haltefaktoren zu setzen, kann sie der Abwanderung entgegenwirken und Menschen zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte veranlassen. Zuzüge und neue Haushaltsgründungen werden begünstigt, wenn sich Familie und Beruf am Wohnort gut vereinbaren lassen, und wenn Kultur, Bildung ebenso wie Freizeitgestaltung und Sport im städtischen Leben einen hohen Stellenwert haben.            

Das kooperative Zusammenwirken verschiedener Interessengruppen ist eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Kommunalpolitik. Ihre Strategien und Maßnahmen müssen von der Stadtgesellschaft nicht nur mitgetragen, sondern aktiv mitgestaltet werden. Nicht zuletzt um Zielkonflikte frühzeitig zu erkennen ist die konsequente Einbeziehung der maßgeblichen lokalen Akteure eine wichtige Aufgabe der Kommunen. In Sachsen bildet traditionell ein ganzheitlicher, sektorenübergreifender Ansatz auf der Grundlage integrierter Stadt- und Gemeindeentwicklungskonzepte (INSEK/INGEKO) die Grundlage für eine erfolgreiche Kommunalentwicklung.
Sie wird die Impulse der 2020 erneuerten Leipzig Charta zur nachhaltigen Stadtentwicklung aufgreifen und so weit wie möglich zur Anwendung bringen.

Die gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen die Stadt- und Gemeindeentwicklung in Sachsen konfrontiert ist, sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten vielfältiger und komplexer geworden. Neben dem demografischen Wandel, der das beherrschende Thema der „Nuller Jahre“ gewesen ist, spielen heute viele weitere Querschnittsthemen eine wichtige Rolle.

  • Der Klimawandel hat den Klimaschutz und die Klimaanpassung zu bedeutenden Handlungsfeldern werden lassen. Der Freistaat Sachsen ist bundesweit am stärksten von Trockenheit infolge des Klimawandels betroffen.
  • Ein landesweiter Strukturwandel mit vielfältigen Folgen für die Städte und Gemeinden wird durch die voranschreitende Digitalisierung ausgelöst. In den Braunkohleregionen vollzieht sich vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahrzehnten ein doppelter Wandel, bei dem neben dem allgemeinen Strukturwandel neue Wertschöpfungsketten eine auslaufende Schlüsselindustrie ersetzen werden. Die Stadt- und Gemeindeentwicklung wird vor Ort diese Veränderungsprozesse mit voranbringen.
  • Das sich verändernde Mobilitätsverhalten der Menschen hat große Folgen für die Kommunen, denn öffentliche Räume sind zu einem wesentlichen Teil Verkehrs- und Bewegungsräume, und müssen baulich und gestalterisch den sich verändernden Bedürfnissen angepasst werden.
  • Eine konstituierende Funktion fast aller Städte und Gemeinden ist der Austausch von Gütern und Waren. Infolge der Digitalisierung verändern sich die baulichen und funktionalen Anforderungen an Warenanlieferung und Warenpräsentation in den Kommunen grundlegend. Mit den Instrumenten der Stadt- und Gemeindeentwicklung werden Wege gefunden, unsere Zentren behutsam zu transformieren, damit sie den sich verändernden Anforderungen gerecht werden können.

Die Corona-Pandemie hat viele Veränderungsprozesse der Stadt- und Gemeindeentwicklung forciert und die Transformation der Innenstädte und Ortszentren infolge der Digitalisierung beschleunigt. Durch die Veränderung der Arbeitswelt (Homeoffice) hat „Zentralität“ als Standortfaktor an Bedeutung verloren. Darin liegt eine Entwicklungschance für die vielen kleinen und mittleren sächsischen Städte und Gemeinden. Als attraktive Wohnstandorte könnten sie von dieser Entwicklung profitieren.

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